15.4.13

Neue Entdeckung am Londoner Moais


Doppelleben einer Osterinsel-Statue

 

Eine Statue der Osterinsel offenbart alte Zeichnungen, die von einem Insel-Mythos künden.

Im Jahr 1868 brachten britische Seeleute an Bord des Seglers Topaze einen Moai von den Osterinseln mit nach England. Die große Steinstatue namens Hoa Hakananai'a - Rapa Nui für "gestohlener Freund" oder "versteckter Freund" - wird zwar täglich von vielen Menschen im British Museum bestaunt, aber wissenschaftlich genau hat sie in den knapp 150 Jahren ihrer Anwesenheit im Museum noch niemand angeschaut. Bis jetzt. Nun hat der Herausgeber der Zeitschrift "British Archaeology" Mike Pitts gemeinsam mit drei Forschern der Archaeological Computing Research Group der University of Southampton zum ersten Mal eine digitale Analyse der Statue gemacht - mit erstaunlichen Entdeckungen.

Auf der Rückseite des Moai fanden sie kleine Zeichnungen von weiblichen Genitalien eingraviert. Später wurde darüber eine andere Zeichnung eingeritzt: ein Küken, das das Nest verlässt, während die halb-Vogel-halb-menschlichen Eltern ihm dabei zusehen. Die Zeichnung illustriert die Vogelmensch-Zeremonie, von der Berichte aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert erzählen.

Alte Fotos von Hoa Hakananai'a lassen erkennen, dass die Zeichnungen während des Transports nach England noch mit weißer und roter Farbe hervorgehoben waren. Die Untersuchung der Wissenschaftler zeigte auch, dass Hoa Hakananai'a ursprünglich wohl eingelegte Augen in seinen Augenhöhlen hatte und eine Schwellung unter der Gürtellinie besaß, die ihn als Mann charakterisierte. Irgendwann im Laufe seines "Lebens" muss der Steinmann also eine Umwandlung erfahren haben, von aufrecht stehender Statue zur Leinwand für die Erzählung eines jüngeren Mythos.

Quelle: Spiegel Online 14.4.2013 von Angelika Franz


Hoa Hakananai’a: Archäologen erkunden Osterinsel-Statue in neuem Licht

Photogrammetrische Abbildung des Hoa Hakananai’a.

Southampton (England) - Britische Archäologen haben die Ergebnisse einer genauen Analyse und Dokumentation der Vorder- und Rückseite einer Moai-Statue der Osterinsel vorgestellt, die sich heute im British Museum in London befindet. Gravuren auf der Rückseite des sogenannten "Hoa Hakananai’a" belegen, dass dessen Rückseite - nachdem sich die Bewohner der Osterinsel von den gewaltigen Statuen abgewandt hatten - als eine Art Altar für die neue Vogelmann-Kult (Tangata Manu) diente. Die jetzt neu entdeckten Details werfen ein neues Licht auf den Kilt der Vogelmenschen.

Die Statue selbst wurde 1869 von der Crew der "HMS Topaz" nach England gebracht. Allgemein wird angenommen, dass sie etwa im Jahre 1200 gemeinsam mit rund 1.000 ähnlicher Statuen auf der Osterinsel geschaffen wurde. Der "Hoa Hakananai’a" ist für die Wissenschaftler jedoch von besonderem Interesse – weist er doch auf seiner Rückseite komplexe Gravuren auf.

Quelle: James Miles, britishmuseum.org

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