12.2.11

Tsunamiwarnung auf der Osterinsel


Tsunamis nähern sich einer Küste häufig unbemerkt. Auf hoher See sind sie nämlich oft nur wenige Zentimeter hoch, und ihre Wellenlänge kann mehrere Kilometer betragen. Lediglich auf den Registrierungen von Messgeräten, die den hydrostatischen Druck der Wassersäule erfassen, machen sich die Tsunamis mit kleinen Ausschlägen bemerkbar. Einer internationalen Gruppe von Geophysikern ist es nun gelungen, einen Tsunami auch weit von Land entfernt zu messen. Sie haben sich dabei darauf gestützt, dass die Wellen das erdmagnetische Feld beeinflussen.
Schon seit längerem wird vermutet, dass sich auch ein Tsunami mit empfindlichen magnetischen Sensoren messen lassen müsste. Schließlich rasen diese Wellen mit der Geschwindigkeit von Verkehrsflugzeugen durch ein Ozeanbecken, und trotz seiner geringen Wellenhöhe bewegt ein Tsunami eine große Wassermasse.
Wie die Geophysiker um Chandrasekharan Manoj von der University of Colorado in Boulder jetzt in "Eos" (Bd. 92, S. 13) schreiben, ist es ihnen erstmals gelungen, einen Tsunami in den Registrierungen eines magnetischen Observatoriums eindeutig zu identifizieren. Bei ihrer Analyse konzentrierten sich die Forscher auf den Tsunami, der nach dem schweren Erdbeben vor Chile am 27. Februar 2010 entstand. Das Beben hatte eine Magnitude von 8,8, und sein Tsunami richtete entlang der südchilenischen Küste zum Teil katastrophale Zerstörungen an. Obwohl er sich quer über den Pazifik ausbreitete, war er aber zu schwach, an weit entfernten Küsten merkliche Schäden zu verursachen. Er wurde jedoch von Druckmessern und Pegeln im gesamten pazifischen Becken registriert.
Unter anderem zeichneten auch die Pegelstandsmessgeräte auf der etwa 3500 Kilometer vom Epizentrum entfernten Osterinsel die Flutwelle deutlich auf. Wenige Monate vor dem Beben war auf dieser Insel auch ein modernes, mit empfindlichen Sensoren ausgerüstetes magnetisches Observatorium eingerichtet worden. Es ist Teil eines weltweiten Netzes solcher Messstellen, mit denen das Erdmagnetfeld kontinuierlich überwacht wird. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem die Pegelstandsmesser den Tsunami registrierten, schlugen die magnetischen Messgeräte aus. In Phase mit den Pegeln zeigten sie eine periodische Schwankung des Magnetfeldes an. Obwohl die Amplitude der Schwankungen nur etwa ein Zehntausendstel der Intensität des Erdmagnetfeldes betrug, war sie in den Aufzeichnungen deutlich zu erkennen.
Quelle: Von Horst Rademacher FAZ net vom 12.2.11 (gekürzt)



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