Sirolimus (siehe auch Rapamycin) - der Wirkstoff eines auf der Osterinsel ansässigen Bodenbakteriums eignet sich offenbar hervorragend als "Rohrreiniger" für verstopfte Herzkranzgefäße und führt damit die moderne Kardiologie aus einem Dilemma.
Seit 1977 können mit Kathetern verstopfte Herzkranzgefäße wieder durchgängig gemacht werden. Nach dem Aufblasen mit einem Ballon halten so genannte Stents, das sind gitterartige Gefäßstützen, das Gefäß offen. Doch durch die damit verbundenen Gewebsverletzungen entstehen Blutgerinnseln, die in 50 Prozent der fälle eine erneute Gefäßverengung zur Folge haben.
Bereits in den 1960er Jahren entdeckten Forscher das Bakterium Streptomyces hygroscopius in Bodenproben der Osterinsel. Der von den Bakterien produzierte Wirkstoff Sirolimus wurde zunächst lediglich in seiner Eigenschaft als Anti-Pilz-Mittel geschätzt. Erst Jahre später gelangten Wissenschaftler auf die Spur des eigentlichen Potenzials der Verbindung. Sirolimus ist in der Lage, den Zellzyklus menschlicher Zellen zu unterbrechen und sie in eine Art Dornröschenschlaf zu versetzen.
Aufgrund der wachstumshemmenden Wirkung auch auf das eigene Immunsystem wird Sirolimus bereits seit Jahren in der Transplantationsmedizin eingesetzt, um Abstoßungsreaktionen des Körpers gegenüber dem Spenderorgan zu verhindern. Herzspezialisten knüpften schließlich an diese positive Erfahrungen an und entwickelten eine neue Generation von Stents für Herzkranzgefäße. Das Metallgerüst dieser Gefäßstützen ist mit einer feinen Schicht des Wachstumshemmers lackiert. In der Herzkranzarterie platziert, löst sich die Beschichtung langsam ab, und Sirolimus wird kontinuierlich freigesetzt. Die gewöhnlich auftretende Entzündungsreaktion wird verhindert und eine Vernarbung tritt nicht auf.
"Grundsätzlich muss gesagt werden, dass dieser neue Stent einen Meilenstein in der interventionellen Kardiologie darstellt", so der Herzspezialist Prof. Dr. Werner Klein in der Zeitschrift Ärzte-Woche.
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