Fremdenführer Josef Schmid und Peter Naef berichten direkt von der Osterinsel
Zur Situation auf der Osterinsel nach der Erdbebenkatastrophe in Chile
Dienstag 2.3.10 23 Uhr
Ein Frachtschiff ist unterwegs auf die Insel und sollte am Sonntag ankommen. Es führt Baumaterialien, Getränke, Gas und Lebensmittel mit sich.
Ich war heute einkaufen und es hat noch immer genug gegeben. Auf dem Mittagsflug von Santiago kamen einige Touristen.
Flüge LAN Chile up to date: http://www.lan.com/about_us/noticias/index_contingencia-de-de.html
Montag saßen rund 700 Touristen auf der Insel fest. Am Abend sind ein Viertel der Leute mit einer leer angekommmenen Maschine zum Festland geflogen.
In Chile herrscht „das Chaos“. Sieben Stunden nachdem die Flutwellen mehrere Doerfer komplett wegspülten, erzählte das chilenische TV immer noch, dass „wegen der geografischen Lage“ ein „Tsunami nicht möglich“ ist. Zwei Stunden nach dem Erdbeben sind auf dem Juan-Fernandez-Archipel mehrere Häuser samt Bewohner ins Meer gespühlt worden. Es gab keine Warnung. Dank des Kapitäns einer zufällig ankernden Segelyacht überlebten mehrere Menschen, die sich aus den schwimmenden Häusern retten konnten.
Am Sonnabend, um etwa 6.30 Uhr Lokalzeit wurde die Küste von Rapanui evakuiert. Abgesehen von einigen Beschädigungen in Tongariki und der Südküste ist glücklicherweise nichts passiert. Anakena hat den erhöhten Wellengang gut überstanden.
Montag, 1.2.10
Heute Abend kommt der erste Flieger von Santiago und und bringt die Touristen retour. Der Airport ist OK, was Piste und Tower betrifft, die Inneneinrichtung und eine Treppe (Passarelle) ist zerstört. Es wird einige Tage dauern, bis der normale Flugverkehr startet, und dann kommen auch wieder frische Lebensmittel nach Rapanui.
Die Metro funktioniert heute, auch die Supermärkte in Santiago sind teilweise geöffnet. Die Büros im Zentrum sind noch geschlossen, weil die Büroeinrichtungen, beispielsweise die der Schweizerbotschaft, demoliert sind.
Ich denke bis Dienstag wird alles Frischfleisch, Früchte, Gemüse und Salate verkauft sein auf der Osterinsel. Auch die Hotels werden alles aufkaufen, Getränke. Vielleicht kommt es zu einem Engpass auf Rapanui, doch ich glaube, es wird nicht allzu schlimm sein. Santiago funktioniert ja mehr oder weniger, das Problem werden die Transportwege sein, die es braucht um die Produkte vom Süden zu transportieren.
Selbstversorgung auf Rapanui:
Heute ist es halt einfacher geworden, tiefgefrorene Lebensmittel per Cargo kommen zu lassen, als selber anpflanzen. Betreffend Selbstversorgung kann sich die Insel noch stark verbessern.
Ich denke der Tourismus wird retour gehen und somit gehen hier Arbeitsplätze verloren. Obwohl die Insel ja selber keine Erdbebenschäden hat. Doch ich könnte mir vorstellen, dass viele zukünftige Gäste die Chile besuchen möchten, nun abwarten, und somit natürlich auch Rapanui nicht besuchen.
Montag, 1.3. 8.00 Uhr
In Chile ist es furchtbar, unvorstellbar die Zerstörungen. Ganze Dörfer sind von zehn Meter hohen Wellen weggespühlt worden. Lage total unübersichtlich, zur Zeit ausser Kontrolle. Militär muss einschreiten.
Von und zur Osterinsel vorläufig keine Flüge. Lebensmittel gehen zur Neige. Mehrere hundert Touristen können nicht wegfliegen. Wie es weitergeht weiss noch niemand. Auf der Osterinsel ist die Lage aber (noch) ruhig.
Sonntag, 28.2.2010 3.19 Uhr
Eben gab es Entwarnung für den ganzen Pazifik ausser Japan und Russland. Am Strand Anakena schwappte das Wasser bis zu den Moai. Diesmal war die Nordküste betroffen, da sich der Tsunami nördlich an der Insel vorbei bewegte. In Chile ist es schlimm, viel zerstört und mehrere hundert Tote. Auf dem Juan-Fernandez-Archipel gibt es 6 Tote und 11 Vermisste.
Eilmeldung: Sonnabend, 27.2.10 15 Uhr
Santiago (Reuters) - Wegen eines drohenden Tsunamis werden die Küsten der zu Chile gehörende Osterinsel evakuiert. Eine Flutwelle könne die Insel im Pazifik binnen einer Stunde treffen, sagte Chiles Präsidentin Michelle Bachelet am Samstag. Ein schweres Erdbeben hatte in der Nacht das südamerikanische Land erschüttert, Dutzende Menschen starben.
Wir sind alle bei der Kirche wegen Tsunamiwarnung. Schweres Erdbeben in Chile. Wir sind sicher, schreibt eben Josef Schmid.
Weitere Meldungen von der Osterinsel, Sonnabend 27.2.2010
17.12 Uhr:
Die Leute an der Küste mussten an höher gelegene Orte gehen. Alle warteten bei der Kirche. Jetzt ist alles vorbei. Meine Gruppe musste das Hotel verlassen. Aber die "Hügel" sind genügend hoch. Keine Angst, wir sind sicher hier, die Welle war nicht sehr hoch und schon vorbei. Es können aber stündlich weitere kleinere Wellen ankommen.
Wir sind wieder zu Hause.
Bis sich hier eine Welle aufbaut dauert es 4-5 Stunden nach dem Erdbeben in Chile (4000 km). Der Tsunami hat eine Geschwindigkeit von ca. 500 km/Std.
"Meine" Grossfamilie war die erste bei der Kirche mit Wolldecken, Thermosflasche und Radio. Wir sind mit dem Lastwagen des Nachbars "geflüchtet“. Erst zwei Stunden später heulten die Sirenen und der Pfarrer läutete die Glocken. Telefonieren ist schwierig, Leitungen in Chile sind kaputt oder überlastet.
Der internationale Flughafen bleibt voraussichtlich eine Woche geschlossen.
17.53 Uhr:
Die Presse uebertreibt nicht.
http://www.prh.noaa.gov/ptwc/
http://www.prh.noaa.gov/ptwc/messages/hawaii/2010/hawaii.2010.02.27.154811.txt
http://earthquake.usgs.gov/earthquakes/recenteqsww/Quakes/quakes_big.php
Warum sollen wir auf den Terevaka fahren? Eine 500 Meter hohe Welle ist unwahrscheinlich. Im schlimmsten Fall kann der Fussballplatz bis zur Post unter Wasser geraten. Das Dorf steht im „Tsunami-Schatten“. Die Südküste ist teilweise überschwemmt worden. Die Tsunamis sind unberechenbar, Sicherheit geht vor. 8,8 Grad ist ein schweres Erdbeben !
Das Dorf bei der Robinsoninsel ist von einer hohen Welle überschwemmt worden. Marineschiffe sind unterwegs.
Flughafen in Santiago bleibt eine Woche geschlossen! 122 Tote in Chile bis jetzt. In Hawaii ist immer noch Höchstalarm.
18.23 Uhr:
Viele Touristen erreichen ihre Angehörigen nicht in Europa wegen überlasteten Leitungen. Es ist aber niemand in Gefahr!!! Die meisten Hotels sind in höherer ungefährlicher Lage. Exkursionen koennen wieder ohne Gefahr durchgeführt werden. Mehrere Yachten, (darunter 2 Schweizer Boote) sind rechtzeitig aufs offene Meer gefahren. Es kam auf der Osterinsel niemand zu Schaden.
Die chilenischen Bürger auf der Insel hängen ununterbrochen am Handy um Neuigkeiten über ihre Angehörigen auf dem Kontinent zu erfahren.