Derzeitige Grundstücksbesetzungen auf der Osterinsel. Im Hintergrund sind der Sportplatz und die Feuerwache zu sehen, das Gouverneurshaus ist mit "1" gekennzeichnet.
Auf der Osterinsel sind derzeit fast zwei komplette Straßenzüge um das Gebäude des Gouverneurs besetzt. Die Grundstücke sind mit Fähnchen gekennzeichnet. Yuly Hey ist eine der Anführerinnen von den 14 Besetzungen, die den Kampf um Territorien fortsetzen, die ihren Vorfahren gehörten. Nicht alle heißen das gut. Aber so ist das eben in diesen Tagen auf Rapa Nui. Die einen protestieren, während die anderen die Rebellion der Clans bedauern.
Es ist bereits Nachmittag auf Rapa Nui, und auf dem Gelände der von Yuly Hey angeführten Besetzung wird ein Feuer für den Grill vorbereitet. Später werden darauf die Pici – typische Fische der Gegend – gekocht. Die Atmosphäre ist entspannt und auf den ersten Blick hat es nicht den Anschein, dass diese acht Personen im Alter zwischen 23 und 60 Jahren bereits mehr als zwei Wochen auf dem Gelände ausharren. Sie fordern die Rückgabe des Geländes, auf dem sich verschiedene Regierungsgebäude befinden.
Das Stück Land, um das es geht, gehörte dem Urgroßvater von Yuly Hey. Er war Bauer, Kunsthandwerker und Fischer und starb im hohen Alter, nach dem er sein Leben der Insel gewidmet hatte. Das Land hat er ihnen vererbt. Und darum unterstützen zwei der Kinder von Yuly Hey, die ebenfalls auf der Insel leben, ihre Mutter mit den nötigen Lebensmitteln. Falls etwas fehlt, ist es aber auch kein Problem, in eines der Autos zu steigen, die neben den drei Zelten auf dem Gelände stehen, und sich beispielsweise etwas zu Essen zu holen.
Auf der Insel besitzt das Wort „Besetzung“ eine andere Bedeutung als auf dem Festland. Hier ist es normal, dass diejenigen, die um ein Territorium kämpfen, ihre Alltagsroutine fortsetzen und zur Bank gehen, um Überweisungen zu machen, oder dass sie eine andere Wohnung in der Stadt, nahe den Regierungsgebäuden, aufsuchen. Dass man mit diesen Angelegenheiten weniger verbissen umgeht, besagt jedoch nicht, dass die Menschen auf Rapa Nui nicht wüssten, was sie da tun.
Die Besetzerinnen werden nicht geräumt, denn sie wurden als friedlich eingeordnet. Die Polizei patrouilliert an verschiedenen Punkten der Insel, damit die öffentliche Ordnung gewährleistet bleibt. „Wir haben die Pflicht, jede einzelne der Familien zu schützen, wir halten ständig Wache, damit die Sicherheit gewährleistet ist. Wir bleiben solange an diesen Punkten, bis sich die Angelegenheit wieder beruhigt hat“, unterstreicht die Gefreite Yanet Olguín.
Quelle: Womblog 1.9.10