"Nach einer rund 80jährigen Irrfahrt ist eine der weltbekannten Moais-Statuen den Bewohnern der Osterinsel zurückgegeben worden“. So oder ähnlich lauten derzeit die Schlagzeilen und die Rückgabe wird noch mit dem Präsidentenbesuch am vergangenen Wochenende in Verbindung gebracht. Das Transportschiff „Aquiles“ lag aber schon vor einer Woche auf der Reede und die Fracht konnten wegen schlechten Wetters nicht ausgeladen werden. Als dies am Wochenende nun gelang, befand sich die Präsidentin schon wieder auf dem Rückflug. Nach dem Auspacken der Transportkiste sind viele Osterinsulaner enttäuscht. „Moai falso“, falscher Moai, nennen sie das Geschenk und können keine Ähnlichkeit mit den vorhandenen rund 1000 Statue entdecken.
Die chilenische Künstlerin Rosa Valesco gab den Moais zurück
Die Statue ist rund 1,2 Meter hoch und wiegt etwa zwei Tonnen. Mit ihr wurde auch der zugehörige Pukao zurückgegeben. Die Geschichte ihrer Odyssee ist nur bruchstückenhaft bekannt. 1927 hatten Osterinsulaner die Statue dem chilenischen Staatschef Carlos Ibánez del Campo geschenkt. Sie blieb in Santiago, bis sie im Jahr 1970 von Mario Velasco, dem Vater der Künstlerin gekauft wurde. Er ließ die Statue nach Buenos Aires transportieren. Ein holländischer Kunstsammler wollte sie kaufen, doch er zahlte angeblich mit einem ungedeckten Scheck und so blieb die Statue jahrelang beim Zoll in Buenas Aires. Schließlich wurde die Statue 1982 in Argentinien von einem Apotheker ersteigert, der den Moais 23 Jahre als Denkmal in seinen Garten stellte. Rosa Velasco erfuhr davon und konnte die Statue kürzlich zurück erwerben. Sie hielt es für ihre ethische Pflicht, die Statue wieder zur Osterinsel zurück zu bringen. Vor dem Transport nach Valparaiso zur Verschiffung wurde die Statue im April auf dem Platz vor der Moneda in Santiago de Chile ausgestellt.
Foto (2): AP Photo/Natacha Pisarenko
Seit dem 9. Mai ist der Moai endlich auf der Osterinsel zu sehen. Er steht noch halbverpackt vor dem Gouverneursgebäude und es gibt heiße Diskussionen unter den Zuschauern.
Eine Frau sagte, sie müsse weggehen, der Moai sei voll von bösen Geistern und bringe Unglück. Darum hätte es tagelang geregnet als das Schiff mit dem Moai ankam. Auf dem Schiff hätten die Passagiere nicht schlafen können. Tatsächlich haperte es schon mit dem Transport von Buenos Aires nach Santiago. Das Flugzeug musste wegen technischem Defekt umkehren. Schließlich war der Moai zehn Tage auf dem Schiff vor der Osterinsel „gefangen“, weil er wegen schlechten Wetterbedingungen nicht an Land gebracht werden konnte. Schon als die Statue 1927 in Chile ankam gab es Unglücksgerüchte. Niemand hat eine Ahnung von welcher Stelle er einst weg geholt wurde. Ein Schnitzer vermutet, dass der Moais erst vor 80 Jahren entstanden sei. Auch der sonst gut informierte Inselweise Papa Kiko weiß nichts Genaues zu erzählen.
Der Kopf zeigt eine ungewöhnliche Nase und auch die Lippen sind anders, als die seiner „Kollegen“
Plastisch ausgearbeitete Arme sind ein Novum bei den Moais
Der Stein stammt vom Rano Raraku (weicher Aschentuff). Die Figur hat mehrere Risse. Könnte zu den älteren Modellen gehören (Mund und Handstellung). Dazu sieht er aber verdächtig gut erhalten aus. Mit den Augenaushöhlungen stimmt etwas nicht.
Die Augen zeigen einen zusätzlichen Ring
Foto (4): Josef Schmid
Im Detailfoto ist zu sehen wie noch zusätzlich ein „Ring“ am Augenrand ausgeschlagen wurde. Die Moai hatten eingelegte Augen auf einer flachen Aushöhlung. Sechs Statuen stehen laut UNESCO in ausländischen Museen (Paris, Brüssel, London, Auckland, Washington). Mindestens zwei weitere befinden sich in Chile (Viña del Mar, Las Serena).
Peter Hertel